Nachbarschaftsstreit gipfelt in eiskalter Wasserdusche Anwalt (83) immer noch fassungslos

Gerichtsreporter
So oder so ähnlich muss der Wasserflaschen-Angriff abgelaufen sein (Symbolbild).
So oder so ähnlich muss der Wasserflaschen-Angriff abgelaufen sein (Symbolbild). © Jörn Hartwich
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Wenn dieser Vorwurf stimmen sollte, dann kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Vor etwas mehr als einem Jahr soll ein gestandener Unternehmer (60) aus Recklinghausen einem angesehenen Anwalt (83) auf offener Straße mit einer vollen Plastik-Wasserflasche auf den Kopf geschlagen haben. Anschließend goss er ihm das eiskalte Wasser laut Anklage sogar noch über den Kopf. Am Mittwoch hat der Streit der beiden honorigen Männer das Amtsgericht erreicht.

Es war im Dezember 2021, ein paar Tage vor Weihnachten. Draußen war es lausig kalt, auf der Straße lag Schnee. Der Anwalt kam gerade aus seiner Kanzlei und hatte sich auf den Fußweg zu seinem Wohnhaus begeben. Was dann angeblich passierte, macht ihn immer noch fassungslos.

„Den kann man nicht verwechseln“

„Ich habe plötzlich tapsige Schritte hinter mir gehört“, sagte der 83-Jährige der Richterin. „Dann habe ich mich umgedreht und auch schon den Schlag bekommen.“ Als er sich wieder gefangen habe, sei ihm das Wasser aus der Flasche über den Kopf gekippt worden. „Ich war klatschnass.“ Dass der Täter der angeklagte Unternehmer war, stehe seiner Meinung nach fest. „Den kann man nicht verwechseln.“

Umso überraschender war die Erklärung des 60-Jährigen, der im Prozess sagte: „Ich war gar nicht da. Ich war in meiner Firma. Das war der letzte Arbeitstag vor Weihnachten.“

„Der hat mich auf dem Kieker“

Dass es Ärger gegeben hatte, wollte der Angeklagte allerdings nicht bestreiten. Er hatte den Anwalt beschuldigt, immer wieder Müll in seinem Vorgarten entsorgt zu haben – Weinflaschen und Einwegmasken, zum Beispiel. Der Ärger ging offenbar so weit, dass er sogar ehrverletzende Mails in die Kanzlei schickte. Wofür er sich im Prozess dann aber doch entschuldigt hat.

Der Anwalt kann sich die ganze Sache nach eigenen Angaben überhaupt nicht erklären. „Der hat mich irgendwie auf dem Kieker“, so seine Erklärung. Warum, könne er nicht sagen. Vertreten habe er den Angeklagten als Anwalt auf jeden Fall nicht. Und ausgedacht habe er sich die ganze Sache auch nicht.

Nicht die feine Art

Respekt hat am Ende vor allem die Richterin verdient, die es tatsächlich geschafft hat, die völlig verhärteten Fronten aufzuweichen. Anwalt und Unternehmer haben sich vor ihren Augen sogar die Hand gegeben und die Sache für erledigt erklärt. Daraufhin ist die Akte geschlossen und das Strafverfahren eingestellt worden.

Mahnende Worte gab es trotzdem: „Was hier passiert ist, entspricht nicht dem Niveau von zwei intelligenten Männern“, so die Richterin. Und da beide auch weiter in derselben Nachbarschaft wohnen werden, gab es auch noch einen Rat hinterher: „Gehen sie sich aus dem Weg und verhalten sie sich wie erwachsene Menschen.“