Ex-Freundin erhebt schwere Vorwürfe „Er ist völlig ausgerastet“

Gerichtsreporter
Selbst ein Gerangel – wie auf diesem Symbolbild – streitet der Angeklagte ab. „Es gab nichts Physisches“, sagte er im Prozess am Amtsgericht Recklinghausen.
Selbst ein Gerangel – wie auf diesem Symbolbild – streitet der Angeklagte ab. „Es gab nichts Physisches“, sagte er im Prozess am Amtsgericht Recklinghausen. © picture alliance/dpa
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Sollte die Anklage stimmen, ist es mit der angestrebten Politik-Karriere womöglich vorbei. Ein Student aus Recklinghausen wird von seiner Ex-Freundin schwer belastet. Es geht um Gewalt und sexuelle Nötigung. Jetzt steht der 25-Jährige vor Gericht. Er selbst bestreitet alles.

Es war im Mai letzten Jahres, als die Polizei zur Wohnung des Angeklagten gerufen wurde. Seine ehemalige Freundin hatte den Notruf gewählt. „Ich bin ohne Schuhe auf die Straße gerannt“, sagte sie den Richtern am Amtsgericht Recklinghausen. „Er ist völlig ausgerastet.“

Weinend auf dem Gerichtsflur

Um zu beweisen, was ihr damals passiert ist, hatte die 22-Jährige sogar den Rock mitgebracht, den sie damals getragen hat. „Er hat mir die Klamotten vom Leib gerissen“, sagt sie im Prozess und zeigte den Richtern einen Riss, der damals entstanden sein soll. „Er hat mich gegen die Wand gedrückt, mich mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, geschubst und mir die Ohrringe aus den Ohren gerissen.“ Anschließend sei es auch zu sexueller Gewalt gekommen. „Schrei nicht“, soll der Angeklagte dabei noch gesagt haben. Die 22-Jährige will noch versucht haben, sich zu wehren. Allerdings vergeblich: „Ich lag auf dem Boden, er hat mich festgehalten.“

Nach ihrer Zeugenvernehmung hat die 22-Jährige auf dem Gerichtsflur minutenlang weinend in den Armen ihrer Freundinnen gelegen, die sie zum Prozess begleitet hatten.

Keine großen Gefühle

Der Angeklagte selbst fühlt sich dagegen komplett unschuldig. „Gewalt gegen Frauen finde ich absolut verwerflich“, hatte er den Richtern schon gleich zum Prozessauftakt gesagt. „Das widerspricht allen meinen moralischen und ethischen Grundsätzen.“ Er selbst habe schon als Kind mit seiner Mutter ins Frauenhaus flüchten müssen, um der Gewalt des Vaters zu entgehen.

Seine ehemalige Freundin hatte er über eine Dating-App kennengelernt. Große Gefühle waren von seiner Seite aber offenbar nicht im Spiel. „Es ging nur darum, sexuelle Erfahrungen zu sammeln.“ So sei es auch abgemacht gewesen. Als von der 22-Jährigen später doch von Liebe die Rede gewesen sei, habe es Streit gegeben. „Aber immer nur verbal.“

Weitere Frauen aufgetaucht

Was den Fall für den Recklinghäuser besonders heikel macht: Die 22-Jährige hatte auch gleich zwei frühere Freundinnen des Angeklagten mit zum Prozess gebracht. Sie sollen nach ihrer Aussage ähnliche Gewalt-Erfahrungen in der Beziehung mit dem Recklinghäuser gemacht haben.

Diese beiden Frauen sollen nun erst einmal von der Polizei vernommen werden, bevor der Prozess fortgesetzt wird. Sollten ihre möglichen Anschuldigungen glaubhaft sein, könnte es passieren, dass die Staatsanwaltschaft auch in ihren Fällen Anklage erhebt.