
Erstmals seit Mitte September steigt bundesweit die Zahl neuer Corona-Fälle im Wochenvergleich nicht mehr. Das ist allerdings nur bedingt eine gute Nachricht, denn: Erstens gilt das nicht für Nordrhein-Westfalen. Dort ist die Lage deutlich schlechter. Zweitens dürfte die Dunkelziffer sehr hoch sein, da in diesen Daten des Robert-Koch-Instituts nur die durch einen PCR-Test bestätigten Fälle erfasst sind. Ein PCR-Test wird aber längst nicht mehr bei jeder Corona-Infektion vorgenommen. Drittens gibt es sehr bedenkliche Entwicklungen in den Kliniken und bei den Corona-Toten.
NRW bricht Corona-Bundestrend
Bundesweit liegt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus nach wie vor auf einem hohen Niveau. Mit 563.857 neuen Fällen binnen einer Woche zwischen dem 17. Und 24. Oktober liegt sie allerdings um fast 100.000 Fälle niedriger als eine Woche zuvor. Zudem sank die 7-Tages-Inzidenz innerhalb einer Woche von 680,9 deutlich auf jetzt 584.
Für Nordrhein-Westfalen gilt das allerdings nicht. Hier stieg die Zahl neuer Fälle auf 127.801 innerhalb einer Woche weiter an, rund 3.200 mehr als in der Vorwoche. Zugleich stieg die 7-Tage-Inzidenz von 559,8 auf 584,5. Das sind keine guten Daten.
Diese Wertung gilt, wenn man sich die Zahlen in einer etwas längeren Periode im Vergleich der Bundesländer anschaut. Viele Wochen lang lieferte NRW hier regelmäßig die im Ländervergleich beste Zahlen. Inzwischen aber ist NRW zum Schlusslicht geworden.
Innerhalb der vergangenen zwei Wochen zwischen dem 10. Und 24. Oktober kletterte in NRW die 7-Tag-Inzidenz um 27,2 Prozent. Das ist Minusrekord. Überhaupt gibt es nur fünf weitere Bundesländer mit ebenfalls steigender Inzidenz – wenn auch nicht so stark wie in NRW. Zehn Bundesländer melden sinkende Inzidenzen.
Banger Blick in die Kliniken
Noch wichtiger für Einschätzung der Bedrohungslage durch die Pandemie ist ein Blick in die Krankenhäuser. Und da kann von Entspannung keine Rede sein. Messbar ist das an der Hospitalisierungs-Inzidenz. Das sind die Neuaufnahmen von Corona-Patienten in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass nicht alle diese Menschen wegen einer Corona-Infektion in eine Klinik eingeliefert wurden. Auch wer mit einem Beinbruch, einen Blinddarm oder aus einem anderen Grund in eine Klinik aufgenommen wird und bei dem dann eine Covid-Infektion festgestellt wird, wird hier mitgezählt. Das ist insofern nachvollziehbar, als für jeden Covid-Patienten ganz besondere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen, die reichlich zusätzlichen Aufwand bei Ärzten und Pflegekräften auslösen.
Die Hospitalisierungs-Inzidenz lag bundesweit vor drei Wochen am 3. Oktober noch bei 7,56, inzwischen ist er auf aktuell 11,88 gestiegen. Gegenüber der Vorwoche (17. Oktober: 12,15) ist das zwar ein leichter Rückgang, aufgrund von Meldeverzögerung kann der Wert vom 24. Oktober auch noch nachträglich steigen.
Wenn man die Entwicklung zwischen den Bundesländern vergleicht, so meldet Rheinland-Pfalz mit einem Anstieg der Hospitalisierungs-Inzidenz zwischen dem 3. Und 24. Oktober von 78,2 den niedrigsten Wert. NRW liegt mit einem Anstieg um 149,5 Prozent im Mittelfeld. Beruhigend ist das allerdings nicht, denn in absoluten Zahlen bedeutet das, dass die Hospitalisierungs-Inzidenz von 4,5 auf 11,23 sprunghaft gestiegen ist.
Auch ein Blick auf die Intensivstationen ist derzeit keine wahre Freude. Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Patientinnen und Patienten beträgt bundesweit aktuell 1.725, wobei 554 von ihnen beatmet werden müssen. Damit stagniert dieser Wert auf einem hohen Niveau.
8,5 Prozent aller Intensivbetten sind derzeit wieder mit Corona-Patienten belegt. Das ist der schlechteste Wert seit einem halben Jahr. Keine guten Voraussetzungen, wo jetzt mehrere Wintermonate ins Haus stehen, die für die Ausbreitung des Virus bessere Bedingungen bieten als sommerliches Wetter.
Ebenfalls wenig erfreulich ist ein Blick auf die Zahl der Menschen, die an oder mit einem Coronavirus gestorben sind. Das waren in der Woche zwischen dem 17. Und 24. Oktober 1.062. Mehr Tote innerhalb einer Woche wurden zuletzt Anfang Mai registriert.