Amateurfußballer begeistert weltweit Millionenpublikum Rockstar mit Goldener Schallplatte

Redakteur
Der Castrop-Rauxeler Kevin Ratajczak steht im Lichtkegel auf einer Bühne vor tausenden Zuschauern.
Der Castrop-Rauxeler Kevin Ratajczak begeistert als Frontmann einer sechsköpfigen Band mittlerweile Fans auf der ganzen Welt. © Dajo Eberlei
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Luftschlangen-Geschosse, Pyrotechnik und wilde Electro-Klänge: Die 2010 gegründete Metalcore-Band Electric Callboy aus Castrop-Rauxel versetzt ihre Fans mit ihrer spektakulären Show regelmäßig in Ekstase. Den Frontmann verbindet zudem eine besondere Beziehung zum Amateurfußball in der Region. Doch der Reihe nach.

Während ihrer zurückliegenden „Tekkno Tour 2023“ setzte die sechsköpfige Truppe für sich komplett neue Maßstäbe. Durch die halbe Welt tourte Electric Callboy, bis die erste große Tournee im Mai 2023 in London (England) endete. Von Mailand (Italien), Barcelona (Spanien), München oder Warschau (Polen) in Europa bis zu Toronto (Kanada) oder Chicago und Boston (beide USA) – um nur ein paar Beispiele zu nennen – sorgte die Truppe für Aufsehen.

Am Ende eines imposanten Party-Auftritts vor über 9000 Fans in der Kölner Lanxess-Arena am 3. März 2023 folgte ein vorzeitiger Höhepunkt der Tour – sogar der gesamten Band-Geschichte: Für ihre Single „Hypa Hypa“ – nicht nur wegen des Song-Titels erinnert die Band in Teilen an Scooter – bekam Electric Callboy eine Goldene Schallplatte überreicht. Die gab es für 200.000 verkaufte Exemplare.

Die sechsköpfige Band Electric Callboy von links nach rechts: Daniel Haniß (Gitarre), Daniel Klossek (Bass), Nico Sallach (Gesang), Frontmann Kevin Ratajczak (Shouting und Keyboard), Pascal Schillo (Gitarre) und David Friedrich (Schlagzeug).
Die sechsköpfige Band Electric Callboy von links nach rechts: Daniel Haniß (Gitarre), Daniel Klossek (Bass), Nico Sallach (Gesang), Frontmann Kevin Ratajczak (Shouting und Keyboard), Pascal Schillo (Gitarre) und David Friedrich (Schlagzeug).© Electric Callboy

Darüber hinaus schreibt die Band auf ihrer Homepage, viele Millionen Fans auch online zu erreichen: über 150 Millionen Videoaufrufe über YouTube, mehr als 500.000 Follower auf Instagram und 1,6 Millionen monatliche Hörer auf Spotify sind auch dort beachtliche Zahlen. Weltweit erreicht die Truppe ein Millionenpublikum.

Heimatverein TuS Henrichenburg

Angeführt wird die sechsköpfige Truppe von Kevin Ratajczak. Der 37-jährige Frontmann lebt mit seiner Familie in Castrop-Rauxel. Dort ist er auch aufgewachsen und geboren. „Bis zu 13.000 Menschen in den Hallen zu sehen: Die letzte Tour war der Wahnsinn“, schwärmt er.

Den aktuellen Hype hat sich die Band über viele Jahre hinweg hart erarbeitet, bis das anfängliche Hobby den Lebensunterhalt finanzieren konnte. „Damals hätte ich niemals gedacht, dass ich das zum Beruf machen kann“, sagt der Frontmann.

Heute kaum vorstellbar: Es gab eine Zeit, da stand eine andere Freizeitbeschäftigung sogar noch vor der Musik. Da waren es keine 9000 Zuschauer, sondern vielleicht nur neun oder zehn. Denn Kevin Ratajczak ist leidenschaftlicher Amateurfußballer.

Über erste Gehversuche bei Arminia Ickern wechselte er in der Jugend irgendwann zum TuS Henrichenburg, wo er auch seine ersten Jahre im Seniorenfußball erlebte. „Der TuS ist mein Heimatverein. Leider hat mein Knöchel irgendwann nicht mehr so mitgemacht. Als das mit der Musik dann noch mehr wurde, musste ich es irgendwann leider sein lassen“, erklärt Kevin Ratajczak.

„Bin kein Freund der Abwehr“

Und was ist der Fußballer Ratajczak so für ein Typ? „Als Linksfuß bin ich meistens die linke Mittelfeldseite hoch und runtergelaufen. Aber auch auf der Sechs habe ich gespielt“, erzählt der 1,93-Meter große Hüne. Der extravakante Musik-Stil der Band passt dabei anscheinend auch zu seinem Spiel-Stil. „Ich bin kein Freund der Abwehr. Wenn ich es geschafft habe, dann habe ich lieber aufs Tor geschossen“, scherzt er.

Was seine Amateurfußball-Karriere betrifft, ist in Henrichenburg mittlerweile also Schluss. Auch wenn er als Zuschauer manchmal noch dabei ist, um seinen alten Freunden beim Pöhlen zuzuschauen. „Auf dem Fußballplatz haben sich seit meiner Kindheit die tiefsten Freundschaften ergeben. Auch fernab des Fußballs treffen wir uns“, erzählt der Castroper.

So ganz vorbei ist es mit dem selber Kicken dann aber doch noch nicht. So spielt der Linksfuß eigentlich auch für die Castrop-Rauxeler Hobby-Mannschaft mit dem irgendwie sinnbildlichen Namen „Rakete Castrop“. Auch wenn Kevin Ratajczak sich selbst eingesteht, „was die Anwesenheit betrifft, bin ich wahrscheinlich der schlimmste“.

Die Hobby-Truppe wurde eigens für das Vatertags-Event, dem Gemeindefest in Henrichenburg, gegründet. Zuletzt aktiv vor Corona im Jahr 2019. Aber auch da mit dem Außenspieler als Zuschauer. „Wegen der Musik bin ich viel unterwegs. Wenn ich dann zu Hause bin, kümmere ich mich um meine Familie“, so Kevin Ratajczak.

Beim 32. Gemeinde-Fußballfest des TuS Henrichenburg am Vatertag 2019 waren 18 Hobby-Mannschaften am Ball: Kevin Ratajczak (M.) schaute sich das Ganze von außen an.
Beim 32. Gemeinde-Fußballfest des TuS Henrichenburg am Vatertag 2019 waren 18 Hobby-Mannschaften am Ball: Kevin Ratajczak (M.) schaute sich das Ganze von außen an.© Philip Wihler

Als unsere Redaktion mit dem Frontmann der Electric Callboys das Interview führte, stand das Gemeindefußballfest (Donnerstag, 18. Mai) unmittelbar bevor. Da stand noch nicht fest, ob er es dieses Jahr schaffen würde. In Zukunft aber bestimmt mal. Denn der Amateurfußball bleibt ein Teil seines Lebens. „Nach dem Spiel unter der Dusche, mit einem Bierchen stehen oder mit der Mannschaft irgendwohin fahren. Das kennt zwar jeder, aber genau das hat immer Bock gemacht“, betont der Musiker.

Wer Kevin Ratajczak und Electric Callboy gerne mal live bestaunen möchte, findet alle anstehenden Termine auf der Homepage unter www.electriccallboy.com. Eines der Highlights soll das eigene Festival der Electro-Band „Escalation Fest“ in Oberhausen am 23. September 2023 werden.