
Shakira, die kolumbianische Popsängerin, ist eine Weltbürgerin und überall zu Hause. Eine „Nomadin ohne Wurzeln“, sagt sie selbst über sich. Nach einem Abstecher nach Miami ist sie gerade in Mexiko gelandet, schreibt das spanische Promimagazin „Hola“, dem man in solchen Dingen vertrauen kann. Von Spanien, ihrem langjährigen Zuhause, hat sie erstmal genug.
Sie hat sich gerade von Gerard Piqué getrennt, dem Fußballer, dessen Liebe sie vor gut zehn Jahren nach Barcelona zog. Zum Abschied hat sie einen bösen Song auf ihn geschrieben, „Te felicito“ – „Ich gratuliere dir. Wie gut du schauspielerst. Du scheinst ehrlich zu sein, aber ich kenne dich gut und weiß, dass du lügst“, singt sie da. Das wären auch ungefähr die Worte, die die Staatsanwaltschaft in Barcelona an Shakira richten würde.
Shakira muss vor Gericht
Shakira kommt vor Gericht. Das Prozessdatum steht noch nicht fest, aber die Staatsanwaltschaft hat dieser Tage ihre Klageschrift veröffentlicht, und die ist vernichtend. Wenn es nach den Anklägern ginge, käme Shakira für acht Jahre und zwei Monate ins Gefängnis, weil sie 14,5 Millionen Euro Steuern nicht zahlte, die sie hätte zahlen sollen, aber auch, weil sie hartnäckig die Wahrheit leugnete.
Jede Geschichte hat zwei Seiten, die Verteidigungsschrift liegt noch nicht vor, vielleicht hat Shakira also gute Argumente zu ihrer Entlastung vorzubringen. Vorerst aber wird sie sich das Klagelied der Staatsanwaltschaft anhören müssen, so wie sich Piqué Shakiras Trennungssong gefallen lassen muss.
Shakiras Ärger begann mit den Paradise Papers
Shakiras Ärger begann im November 2017 mit den Paradise Papers, einem dieser Riesenlecks im Schutzpanzer um die Welt der Schönen und der Reichen, die sich viel einfallen lassen, um wenig oder gar keine Steuern zu zahlen. Finanzbeamten in Barcelona fiel bei der Lektüre dieser Papiere auf, dass Shakira ihren Steuerwohnsitz auf den Bahamas gemeldet hatte, während sie sich ziemlich sicher waren, dass die Sängerin in einem Vorort von Barcelona lebte. Das wussten sie aus der Zeitung.

Wer mindestens die Hälfte des Jahres in Spanien verbringt, ist hier einkommen- und in Katalonien, dessen Hauptstadt Barcelona ist, auch vermögensteuerpflichtig. Nun ist Shakira viel in der Welt unterwegs. Eine Finanzbeamtin machte es sich zur Lebensaufgabe, Belege dafür zu sammeln, dass sie trotzdem die meiste Zeit in Spanien verbrachte. Und ihre Sammlung ist beeindruckend.
Shakiras Instagram-Aktivitäten sind eines der Beweismittel
Ein großer Teil des Lebens eines Popstars ist ein freiwillig öffentliches Leben. Shakiras Instagram-Aktivitäten sind eines der Beweismittel der Ankläger, ein weiteres die im Netz veröffentlichten Bilder von Fans, die ihr Idol auf Schritt und Tritt verfolgen. Der andere Teil des Lebens ist der private: Besuche beim Frisör, im Fitness- und im Schönheitsstudio, in der Geburtsklinik, in Boutiquen und Einrichtungsgeschäften. Die Steuerinspektorin drang so tief ins Leben der Sängerin ein, wie es sonst nur der Privatdetektiv eines eifersüchtigen Ehemannes tun würde.
Die Staatsanwaltschaft fand das versammelte Belastungsmaterial überzeugend und bot Shakira einen Deal an: eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die sie nicht abzusitzen hätte, gegen Eingeständnis der Schuld. Shakira ging nicht darauf ein. Sie hält sich für ehrlich und macht außerdem ihre Berater von PricewaterhouseCoopers für die Gründung der 14 Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln, Malta, Luxemburg, den USA und Panama verantwortlich, die ihre Geldflüsse zu verschleiern halfen.
37 Zeugen und Shakira sollen aussagen
Jetzt soll alles ans Licht kommen. 37 Zeugen und Shakira selbst werden nach dem Willen der Staatsanwaltschaft aussagen. Am Ende wird Shakira Spanien wohl so oder so eher in schlechter Erinnerung behalten. Zum Glück ist sie Weltbürgerin. In Miami besitzt sie eine 2000-Quadratmeter-Villa, dort könnte sie bald ihr neues Zuhause haben. Oder im Gefängnis.